„Kleingärten könnten Welterbe sein“, titelt die F.A.S. am 9. September 2018

Das Gartenland zwischen Hildebrand- und Treunertstraße ist von höchster Bedeutung für das Kernbergviertel und die gesamte Stadt Jena:

  • klimatechnisch für die Frischluftzufuhr für die Innenstadt
  • als „grüne Lunge des Kernbergviertels“
  • ökologisch für Fauna und Flora
  • kulturell als jahrzehntelang bebautes und gepflegtes Gartenland

Gleichwohl ist es – wie andere Kleingartenanlagen in Jena – nach wie vor von Bebauung bedroht. Das ist der TLZ vom 12. September 2018 (S. 13) zu entnehmen, in der die Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen mbH, Sabine Wosche, mit dem Vorhaben zitiert wird: „Es werden Garagen und Kleingärten an Stellen verschwinden, wo Platz für neue Wohnungen gebraucht wird.“

Den Jenaer Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft müssen die Augen für die umfassende Bedeutung von Kleingärten geöffnet werden,die Klaus Neumann, Landschaftsarchitekt und Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 9. September 2018 (Nr. 36, S. 47) hervorhebt.

Neumann sieht den Stadtorganismus als ein ganzheitliches Netzwerk, denn: „Eine lebenswerte Stadt, ein gutes Leben, Natur und Kultur, Wohnen und Arbeiten gibt es nur zusammen und nicht gegeneinander.“

Er vergleicht die soziale, kulturelle, wirtschaftliche, ökologische und ethische Bedeutung von Kleingärten in Städten mit der kulturellen Bedeutung eines Opernhauses – aber „kein Mensch würde sich trauen zu fordern, ein Opernhaus abzureißen, um dort Wohnungen zu errichten. Es wäre ein Kulturfrevel“.

Neumann öffnet den Lesern der F.A.S. den Blick für die absurde Situation in vielen deutschen Großstädten, in denen die Menschen „einerseits bezahlbare Wohnungen, gesundes Lebensumfeld, gutes Klima und hohe Arbeits- und Wohnqualität“ forderten, zugleich aber das, was dazu wesentlich beiträgt, nämlich das Grün der Stadt und damit auch die Kleingärten, „auf dem Tableau der ökonomischen Verwertungsinteressen aufgegeben und als Bauland deklariert“ werde. Er hebt den wichtigen Beitrag hervor, den Kleingärten für den gesellschaftlichen Frieden in der Stadt leisten.

In diesem Sommer, in dem wir den Klimawandel durch die ausgeprägte Hitzeperiode und das Insektensterben erstmals richtig zu spüren bekommen, weist Neumann darauf hin, dass das Insektensterben in den Städten allein durch Kleingärten verhindert werden könne, denn „das sind die artenreichsten, ökologisch vielfältigsten Flächen“.

Insgesamt würdigt Neumann das deutsche Kleingartenwesen „mit seinen Strukturen, mit sozialen, ökologischen und kulturellen Aufgaben“ als einzigartig in der Welt und fordert, Kleingärten „als ein Stück deutscher Gesellschaftsentwicklung, Bau- und Geschichtskultur“ anzuerkennen. Dann werde es möglich, sie aus dem primär ökonomischen Druck des Bauens herauszulösen, denn kulturelle Bau-Ensembles würden „in der Regel als gesellschaftliches Allgemeingut und nicht als wirtschaftlich zur Disposition stehende Artefakte“ gelten.

Am Ende steht die Schlussfolgerung Neumanns: „Darum könnte man Kleingärten ins Weltkulturerbe aufnehmen!“

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