BI-Vortragsreihe „Das Kernbergviertel – Wurzeln und Wachstum“

Prof. Dr. Matthias Werner, Jena:

Teufelslöcher und Jenertal. Das dunkle Mittelalter in den Kernbergen

Version 2Am 30. Juni strömte das Volk geradezu in die Talschule, um den renommierten Jenaer Historiker Prof. Dr. Matthias Werner zum Thema „Teufelslöcher und Jenertal. Das dunkle Mittelalter in den Kernbergen“ zu hören. Vor einem voll besetzten Saal nahm Prof. Werner, emeritierter Professor für Mittelalterliche Geschichte und Thüringische Landesgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die weit über 80 Zuhörer mit in eine völlig fremde Welt und brachte Licht in das „abgrundtiefe Dunkel“ des Mittelalters. Er trug zusammen, was die spärlich fließenden mittelalterlichen Quellen über das Gebiet des späteren Kernbergviertels hergeben, und ordnete diese Informationen in den großen geschichtlichen Kontext ein. Er zeichnete ein Bild von Wegen, Siedlungen und Burgen im mittleren Saaletal rund um Jena, beginnend bei den archäologischen Fundstellen des 9./10. Jahrhunderts im Mittleren Saaletal über die vier Hausbergburgen bis zur Entstehung und dem Aufstieg der Stadt Jena seit dem frühen 13. Jahrhundert und ihrer vom Weinanbau geprägten Umgebung im Mittelalter und der frühen Neuzeit.

Bereits im 12. Jh. sind Weinberge auf dem Jenzig und auf dem Hausberg urkundlich nachzuweisen. Im 14./15. Jahrhundert hatte Jena sich zu einer Weinbauernstadt entwickelt. Dazu trugen maßgeblich die Hänge der Kernberge bei, denn auch hier wuchsen vornehmlich Reben, wie sich dem so genannten Geschossbuch aus dem Jahr 1406 entnehmen lässt. Dort werden zur Lokalisierung von Grundstücken immer wieder die Teufelslöcher und das Jenertal genannt: 34 Grundstücke rund um die Teufelslöcher werden erwähnt, meist Weinberge und seltener Wiesen, sowie 60 Grundstücke entlang des Jenertals, davon etwa 50 Weingärten. In der Regel befanden sich diese Grundstücke im Besitz von Jenaer Bürgern und geistlichen Institutionen.

Prof. Werner, selbst Mitglied der Bürgerinitiative und Bewohner des Kernbergviertels, zeigte an diesem Abend das Kernbergviertel in einem neuen Licht: Zwar war es keine mittelalterliche Dorfsiedlung wie die benachbarten Orte Wenigenjena, Ziegenhain oder Wöllnitz, wohl aber stellt es eine Kleinregion dar, an der die großen Prozesse mittelalterlicher Geschichte im Kleinen ablesbar sind.

Erfolgreicher Start der BI-Vortragsreihe

Das Kernbergviertel – Wurzeln und Wachstum

Unter diesem Motto wurde von der Bürgerinitiative ProKernberge eine Vortragsreihe initiiert, um unsere gemeinsame Heimat Kernbergviertel noch besser kennenzulernen. Als erste Veranstaltung fand am Abend des 28.4.2015 der Vortrag zum Thema: „Die Kernberge – Ein geologisches Phänomen“ statt. Als Referenten konnten wir Herrn Dr. habil. Michael Pirrung vom Geowissenschaftlichen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena gewinnen.

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Als ausgewiesener Experte konnte er im bis auf den letzten Platz vollbesetzten Speisesaal der Talschule seine Zuhörer mit einem überaus interessanten Exkurs von den geologischen Ursprüngen der Kernberge bis hin zu aktuellen Aspekten fesseln und den Blick für die uns umgebenden Gesteinsformationen schärfen. Wohl jeder der Anwesenden wird bei zukünftigen Wanderungen über die Kernberghorizontale nach der Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk Ausschau halten oder im sichelförmigen Wuchs von Bäumen Hinweise auf Bewegung im so verlässlich erscheinenden Untergrund erkennen. Die Diskussionsrunde im Anschluss an den Vortrag gab nochmals die Möglichkeit zum Nachfragen. Deutlich wurde hier besonders die Sorge der Anwohner um ein – diesmal aus geologischer Sicht betrachtetes –  Gefährdungspotential bei Bauprojekten wie dem Wohngebiet über den Teufelslöchern oder dem neu zu erschließenden  Burgweg/Hausberg-Gebiet. Wir möchten auch an dieser Stelle Herrn Dr. Pirrung nochmals herzlich für diesen lehrreichen und  kurzweiligen Abend danken.

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Zur praktischen Vertiefung der gewonnenen Erkenntnisse sei hier an die nächste Veranstaltung der Bürgerinitiative erinnert. Am Sonnabend, den 9.5. 2015 findet eine geführte geologische Wanderung unter Leitung von Herrn Conrad Linde statt. Alle Interessierten sind hierzu herzlich eingeladen.

In der folgenden Linkliste finden Sie weiterführende Informationen bzw. Kontaktdaten zu  Fragen der Geologie der Kernberge:

Fragen zu Erdgeschichte, Ablagerungsmilieu, Fossilien:

  • Dr. Thomas Voigt, thomas.voigt@uni-jena.de

Zuständigkeiten:

  • Geologischer Landesdienst der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Weimar, www.thueringen.de/th8/tlug/umweltthemen/geologie , Tel. 03641-684-0
  • Subrosionskataster Thüringen, ingenieurgeologie@tlugjena.thueringen.de
  • Hochwasserzentrale Thüringen, www.tlug-jena.de/hw
  • Umweltamt Jena, www.jena.de/de/222328
  • Stadtarchiv Jena, www.jena.de/de/267510
  • Ingenieurbüros
  • Angewandte Geologie, Allgemeine und Historische Geologie (Sedimentologie, Strukturgeologie), Friedrich-Schiller Universität, www.igw.uni-jena.de, georg.buechel@uni-jena.de, Tel. 948-621.

Bericht über die 4. Versammlung der Bürgerinitiative ProKernberge

4.Versammlung1Wieder gut besucht war die die 4. öffentliche Versammlung der Bürgerinitiative ProKernberge, die am 9. Dezember 2014 um 19.00h im Speisesaal der Talschule stattfand. An erster und wichtigster Stelle stand die Information über den Stand des Bebauungsplanes WJ 17 (Gebiet zwischen Hildebrandstraße und Treunertstraße): Obwohl es derzeit keine konkreten Verlautbarungen seitens der Stadt gibt, ist die Bürgerinitiative aufmerksam und verfolgt durch regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses und des Stadtrates, ob das Thema wieder akut wird.

Die regelmäßige Teilnahme an diesen Sitzungen bildete einen Kern der Aktivitäten der Bürgerinitiative im Jahr 2014. Ein weiterer weichenstellender Höhepunkt war die Wahl von drei Bürgerinitiative-Mitgliedern: Herrn Jochen Baatzsch, Frau Prof. Dr. Katharina Bracht und Herrn Karl-Heinz Hartwich und in den Ortsteilrat Kernberge bei den Kommunalwahlen am 25.05.2014. Dadurch ist die Bürgerinitiative auch in diesem Gremium regelmäßig vertreten und nutzt die Möglichkeit, sich über ihr Kernanliegen, die Verhinderung des Bebauungsplanes WJ 17, hinaus engagiert in die Gestaltung des Lebens in unserem Stadtviertel einzubringen. Dies umso mehr, als Frau Prof. Bracht in der ersten Sitzung des Ortsteilrates am 08.07.2014 zur stellvertretenden Ortsteilbürgermeisterin gewählt wurde.

Nach der Sommerpause schließlich folgte ein weiterer Höhepunkt: Die Teilnahme des Teams ProKernberge am Kernberglauf – mit Stolz gratulierten die Zuhörer unserem Team zu einem hervorragenden 8. Platz in der Teamwertung über 15km.

Unter dem dritten TOP wurde umfassend über die Mitarbeit der Bürgerinitiative ProKernberge an der Stadtentwicklungsmaßnahme „Zukunftswerkstatt“ im Planungsraum Jena-Ost informiert. In allen Arbeitsgruppen war die Bürgerinitiative vertreten und stellte in mehreren AGs die AG-Sprecher bzw. deren Stellvertreter. In der auswertenden Sitzung des Lenkungsausschusses Anfang September 2014 wurden seitens der Stadt und des Büros quaas-stadtplaner, Weimar die Arbeitsergebnisse leider nicht mit der versprochenen Transparenz und nicht immer sachlich vollständig, gelegentlich sogar verzerrt und ohne Teilnahme der Bürger behandelt. Die Bürgerinitiative machte die Stadt auf diese Kritikpunkte aufmerksam und forderte einen transparenten und sachlich korrekten Umgang mit den Meinungsäußerungen und Arbeitsergebnissen der engagierten Bürger und Bürgerinnen, die mit erheblichem Aufwand ihre Zeit und Energie in die Sitzungen der Zukunftswerkstatt eingebracht hatten. Sie wird sich nachdrücklich für eine Mitbeteiligung der Bürger bei der nächsten noch für Januar geplanten Lenkungsrunde 4.Versammlung1einsetzen.

Für das Jahr 2015 plant die Bürgerinitiative, sich weiterhin engagiert zugunsten eines lebendigen Stadtviertels ins Leben der Kernberge einzubringen. Die Idee, eine Vortragsreihe zur Geschichte des Kernbergviertels zu organisieren, wurde von den Teilnehmern der Versammlung mit großem Interesse begrüßt.

Bei einem geselligen Beisammensein im Anschluss wurden neue Kontakte geschlossen und weitere Ideen entwickelt.